In der letzten Phase seines irdischen Dienstes macht Jesus sein Königsamt in Jerusalem deutlich. Er tritt als höchster Richter auf, der entsprechend dem Handeln jedes Einzelnen urteilt. Sein triumphaler Einzug in Jerusalem (Markus 11, 1-11) markiert seine Krönung als König, was bereits in Sacharja 9, 9-10 vorhergesagt wurde. Am folgenden Morgen begegnet Jesus einem Feigenbaum ohne Früchte (Markus 11, 14). Der Baum kann nicht existieren, wenn er keine Früchte bringt, denn ohne Frucht gibt es kein Leben. Der Baum steht für Jerusalem und die Menschen, die das Werk Gottes nicht erfüllt haben. Die Reinigung des Tempels (Markus 11, 15-18) sowie das Gleichnis vom Weinberg und den Weingärtnern (Markus 12, 1-12) verdeutlichen Jesu Dienst als Richter. Wir betrachten auch die Fragen nach den Steuern (Markus 12, 17) und der Auferstehung der Toten (Markus 12, 18-27).
Wir müssen verstehen: Das Gesetz Gottes muss erfüllt werden. Das heißt, die Liebe muss Frucht bringen, sonst ist sie keine Liebe. Das königliche Grundgesetz in Markus 12, 29-30 besagt, dass es nur einen Gott und damit nur eine Liebesquelle für uns gibt. Und es fordert auf, diese Liebe bei Gott zu nehmen und anschließend an unsere Nächsten weiterzugeben. Das ist die Erfüllung des Gesetzes.
Es ist wichtig zu erkennen, dass Gott nichts von uns benötigt. Wir sind vollständig von ihm abhängig. Wenn Jesus unsere Vergebung an die Bedingung knüpft, dass wir einander vergeben, müssen wir verstehen: Alles, was uns widerfährt, betrifft letztlich Gott selbst. So besteht der Glaube, der Berge versetzt, darin zu wissen, dass wir Kanäle sind – alles kommt nicht von und für uns selbst, sondern von Gott, um an andere weitergegeben zu werden.
Im neunten Teil der Serie „Das Markusevangelium“ werden diese Themen im Detail ergründet.