Der Titel mag auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen: Was hat Zorn mit Liebe zu tun? Doch es gibt eine Unterscheidung in der Liebe. Liebe im Sinne der Zuneigung zu einer Person ist bei Gott immer da. Er liebt jede Person. Lieben, was eine Person tut oder nicht tut, ist vom Maßstab des Guten (Gesetzes) abhängig.
Wir sind im Bilde Gottes geschaffen, mit geistigen Bedürfnissen, die unser Handeln steuern. Grundbedürfnisse wie Gerechtigkeit, Liebe und Freiheit sind unverzichtbar. Sowohl Gott als auch Menschen und Engel können Egoismus nicht akzeptieren. Gottes Reaktion darauf ist sein Zorn. Und die Reaktion des Menschen ist sein Zorn.
Gottes Zorn richtet sich nicht gegen die Person selbst, sondern gegen das Unrecht, das sie begeht. Er will den Menschen helfen, ihre innere Not zu erkennen. Im Gegensatz dazu nimmt der Mensch Unrecht persönlich, was zu Krankheiten führt. Wenn jemand im Egoismus verharrt, kann Gott nicht mehr helfen. Egoismus entsteht aus der Illusion, selbst der Ursprung allen Seins zu sein. Und Ungerechtigkeit zeigt sich darin, dass man alles für sich selbst tut. In Wahrheit sind wir jedoch nur Wirkungen, die nehmen müssen, um geben zu können und damit nichts für uns selbst tun können.
Die Überwindung dieser Selbsttäuschung erfordert einen klaren Verstand. Nur wenn der Geist seine Not erkennt, kann er das Angebot Gottes zur Befreiung annehmen. Psalm 78 verdeutlicht die Schwierigkeit der Selbsterkenntnis. Die Geschichte von Jona lehrt uns schließlich über Gottes Hartnäckigkeit und Barmherzigkeit. Er gibt nicht auf und nutzt seine Allmacht zur Rettung der Menschen. Gottes Zorn richtet sich gegen das Böse. Bleibt eine Veränderung aus, führt dies zum Tod – letztendlich eine Konsequenz des eigenen Handelns. Was das alles im Detail bedeutet, darum geht es im fünften Teil der Serie “Gottes Liebe und Gerechtigkeit”