Die Nacht nach dem Passahmahl, die für die Kinder Israels in Ägypten Befreiung brachte, war auch die Nacht, in der Jesus gefangen genommen wurde. Am darauffolgenden Tag wurde er gekreuzigt. Befreiung und Kreuzigung – sind sie dasselbe? In 1. Korinther 1 vergleicht Paulus das Kreuz mit Kraft und Weisheit. Doch ist das Kreuz Befreiung oder Qual?
Um diese Frage zu klären, betrachten wir das Geschehen im Garten Gethsemane. Dieser Ort symbolisiert die innere Kreuzigung Jesu, einen Kampf, in dem sein menschlicher Geist an seine Grenzen gehen musste. Da das Problem des Menschen in ihm selbst liegt, kann es nur dort gelöst werden. In seinem inneren Kampf musste Jesus alle Zweifel beseitigen und sich sicher sein, dass der vom Vater vorgeschlagene Weg zum Erfolg führen würde. Nachdem er diesen inneren Kampf bis aufs Blut mit seinem Vater gekämpft und gesiegt hatte, war er bereit für den äußeren Kampf gegen die Mächte des Bösen.
Auch wir müssen bereit sein, wenn das Unrecht auf uns zukommt, dass wir nicht dagegen kämpfen, sondern es geschehen lassen. Denn wenn wir dagegen vorgehen, wird es uns zerstören. Wie Jesus sollten wir lernen, frei zu sein und alles anzunehmen, was auf uns zukommt und niemandem irgendetwas aufzwingen.
Der äußere Kampf Jesu diente dazu, zu zeigen, dass er frei war von Selbstsucht und Stolz, frei von dem Zwang, sich gegen Unrecht zu wehren und frei darin zu handeln, wie er wollte – ohne Zwang von außen. Diese Selbstkontrolle bewies er während seiner Gefangennahme sowie bei seiner Vorführung vor dem Hohen Rat und Pilatus.
Trotz Spott und Schlägen hatte Jesus nur gute Emotionen, weil er die Menschen um sich herum liebte. Sein Tod war notwendig, um einen neuen Menschen zu schaffen – einen Menschen, der sich nicht mehr täuschen lässt, zu glauben, jemand zu sein, der er nicht ist. Was das alles im Detail bedeutet, darum geht es im zwölften Teil der Serie “Das Markusevangelium”.